Glauben Sie, dass es den Kindern heute gut geht?

Um unser Lernen, unsere Erkenntnisse und Lernerfahrungen auch für andere sichtbar zu machen, schreiben wir im Colearning seit längerer Zeit regelmässig Blogs. Mehr oder weniger regelmässig - haben wir an unserem letzten Schatzhebungstreffen festgestellt. Schatzhebungstreffen? Die Lernschätze werden gehoben, präsentiert und Lernerfahrungen werden mit anderen Lerner:innen geteilt. Auch haben wir gemerkt, dass wir zunehmend der Seuche verfallen, nur noch gut durchdachte und x-mal durchgestrählte Texte für die Öffentlichkeit ins Netz stellen. Die Spontaneität ist etwas verloren gegangen. Und mit dem Perfektionsgrad steigt die Höhe der Schwelle, um eine spontane Überlegung, einen Gedanken, eine unfertige Idee, eine aufgeschnappte Beobachtung ratzfatz in einem Text festzuhalten. 

Dem wollen nun einige von uns ein bisschen entgegenwirken, spielerisch, und im nächsten Monat eine kleine Challenge eingehen. Es geht darum, in einem selbst gewählten Rhythmus Blogs in unterschiedlicher Länge zu unterschiedlichsten Themen zu schreiben und zu posten. 

Einige dieser Blogs werden sicher auch hier zu finden sein. Mal schauen, was sich ergibt. Also nicht wundern, wenn es hier für kurze Zeit ein bisschen wilder wird.

Glauben Sie, dass es den Kindern heute gut geht?

Mein erster Blog schlummert als Notiz schon länger in meinem Notizbuch, genauer gesagt, seit der Abstimmung zur Massentierhaltung. In einem Interview äussert sich ein Landwirt kritisch zur Tierhaltung. Bei der Lektüre fragte ich mich zusehends, wie es denn eigentlich mit der Massenhaltung von Kindern in der Schule aussieht. Auch sie werden in zum Teil ausgesprochen engen Verhältnissen gehalten und sind auf Gedeih und Verderben den für die Unterbringung und Betreuung verantwortlichen Erwachsenen ausgeliefert. In Erinnerung ist mir in diesem Zusammenhang auch noch eine Schlagzeile aus der Sonntagspresse, wo es hiess, dass die Kühe in der Schweiz mehr Rechte hätten als die Kinder. 

Wie auch immer. Der Text ist eine Adaption, eine Finte, eine Art Parabel, eine Spielerei mit ernstem Hintergrund. Die Zahlen sind aus der Tierwelt übernommen. 

“Glauben Sie, dass es den Kindern heute gut geht?”

“Schwer zu sagen. Ich habe selber nie mit so grossen Kindergruppen gearbeitet. Ich könnte es auch nicht, denn ich brauche diesen nahen Kontakt. Ich finde es nicht gut, wenn Kinder dem Haltungssystem angepasst werden. Es müsste umgekehrt sein. So ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass intensive Haltung für die Kinder eine Belastung ist. Angstzustände, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten sind ein Dauerthema. Wenn es dann gemäss einem EU-Bericht als okay gilt, wenn “nur” 10 bis 15% der Kinder an Angstzuständen leiden, irritiert mich das. Zumal es eher 20 bis 30% der Kinder sind, die erkranken. Wenn der erwachsene Mensch seine Kinder erziehen und schulen will, so mag das sein legitimes Recht sein. Die Kinder haben aber auch Rechte. Und es ist ethisch nicht plausibel zu vertreten, diese zu ignorieren, bloss weil sich die Kinder nicht wehren können.”

Der Originaltext ist in der Berner Kulturagenda erschienen.

In einem früheren Blog habe ich mich übrigens schon mal mit atmosphärischen Unterrichtsvoraussetzungen befasst. Damals ging es um “dicke Luft”. https://www.fredizumbrunn.ch/stossluften-in-allenluften/