Eigentlich krass!

Für diesmal nur ein Gedankensprint. Eigentlich geht es grad nur ums “eigentlich”. Fällt dir auch auf, wie oft wir dieses Wort gerade gebrauchen? Eigentlich krass! Auch wenn ich mittlerweile den inneren Aufpassschalter aktiviert habe - das Wort rutscht immer wieder rein in irgendwelche Aussagen.

Doch auffallen tut es mir eigentlich schon vor allem bei anderen.

Sicher, eigentlich schon weniger im Schriftlichen. Eher im Mündlichen. Eigentlich. Da gibt es Menschen in Gesprächsrunden, deren Aussagen richtiggehend zersetzt sind mit diesem Wort. Das klingt dann etwa so: „Eigentlich wollten wir schon viel früher reagieren. Doch wir fragten uns, ob eigentlich wir überhaupt verantwortlich sind?” Oder so: „Das Ganze verlief eigentlich sehr zufriedenstellend. Eigentlich eine tolle Erfahrung. Eigentlich sollte man das viel öfter in dieser Weise angehen.“ “Ja! Warum denn eigentlich nicht?”, möchte ich dann hineinrufen. Autsch und hoppla: “Warum denn nicht?” Geht doch!

„Eigentlich“ kommt mir vor wie eine Art Cliffhanger.

Die Aussage hängt irgendwo zwischen Gut und Böse, Tun oder Lassen, sich einsetzen oder es bleiben lassen. Man sieht die Bremsspur, man hört das Quietschen. Eigentlich schade. Wenn Innovatives und Mutiges zwar voll ausgesprochen - doch gleich wieder zurückgenommen wird. Eigentlich dumm. Denn wer mag noch hinhören oder gar überzeugt werden, wenn eigentlich gar nicht glaubt, wer das gerade sagt. 

Die Zensur-Schere hängt offensichtlich nicht nur ganz oben im Kopf. Auch am Schalter etwas weiter unten kann eigentlich noch ganz gut relativiert werden. Abwiegeln, zurücknehmen, entkräften, 

Eigentlich nicht so schlimm.

Stimmt. Eigentlich. Doch ich kann’s nicht mehr überhören und hören schon gar nicht mehr. Was jetzt? Ist es nun schlimm oder eben doch nicht so? Eigentlich mein Problem. Stimmt: Mein Problem. Darum: Ausschalten, nicht mehr hinhören. Punkt. Damit bin ich eigentlich schon fertig. Eigentlich?