Wenn Gesten mehr sagen als Worte

Ich kenne sie von Sportlern, vornehmlich Männern. Die Pose der verschränkten Arme, hochgezogen bis auf Brusthöhe, hohe Körperspannung, seitwärts stehend wie ein monumentales Bollwerk, mit grimmigem Blick, zu allem entschlossen. Auf in den Kampf! Bald waren es die Banker, CEO’s und zentralen Führungsfiguren des Landes, die sich für die Fotografen so hinstellten und mit dieser Pose wohl zeigen wollten, dass sie der Chef im Ring sind. So wirkte es jedenfalls auf mich. Körpersprache. Komm mir nicht zu nah! Ich bestimme hier, was läuft.

Neu stellen sich nun einige Vertreter:innen der Generation Z auch so hin. Mindestens die, die aus ihrem Sein, ihren Eigenschaften gleich ein Business machen. So tingeln sie durch die Teppichetagen, um den Mächtigen der Wirtschaftswelt Einblick zu geben in die Art und Weise, wie sie ticken und funktionieren. Und ihre Pose? Etwas weniger angestrengt, eher zugewandt und mit einer Selbstverständlichkeit, die für mich zum Ausdruck bringt, dass hier eine Generation im Anmarsch ist, die die Wirtschaftswelt tüchtig aufmischen wird. Technologie-affin und immer online, ungeduldig und fordernd, gesundheits- und umweltbewusst – mit diesen Eigenschaften wird die Generation Z gerne beschrieben. Die Gruppe jener Menschen also, die ab 1995 geboren wurde.

Doch halt! Zu dieser Altersgruppe gehört doch auch die Klimajugend. Auch sie passen voll und ganz in die Beschreibung von oben. Doch bei ihnen zeigt sich für mich eine vollständig andere Herangehensweise ans Leben und die gesellschaftlichen Herausforderungen. Während sich die einen mit einer gewissen Selbstverliebtheit vor allem mit sich beschäftigen, wächst mit der Klimajugend eine Generation heran, die sich ohne Wenn und Aber für die Rettung unseres Planeten einsetzt und sich auf dieser Mission nicht mehr mit leeren Versprechungen abspeisen lässt.

Neulich wurde ich auf zwei Frauen aufmerksam, die sich auf diese Weise für einen Zeitungsfotografen in der Berner Altstadt hingestellt haben. Titelseite der Gratiszeitung Bernerbär. Sie stehen Rücken an Rücken. Hohles Kreuz. Mindestens eine. Sie von Rechts, die andere von halb Links. Politisch gesehen. Und worum geht es? Autos in der Stadt. Die bemitleidenswerten Besitzer der Karossen sollen mehr bezahlen, wenn sie ihre fahrbaren Untersätze in Quartieren auf öffentlichen Parkplätzen abstellen. Geht gar nicht. Sagen sie von Rechts. Wieder sollen die armen Autofahrer bestraft werden. Und autsch! Das Interview zeigt: Auch die übrigen Autofahrer:innen, die ihr Fahrzeug in der Stadt parken müssen (wollen), sollen offenbar krasser zur Kasse gebeten werden. Auch die allgemein gültigen Parkgebühren wollen diese links-grünen Raubritter:innen erhöhen. Huch!

Ich behaupte mal, die Vertreterin vom Grünen Bündnis hätte diese Pose nicht gebraucht - und es war auch nicht ganz die ihre. Das angehängte Interview macht es mehr als deutlich: Im Sinne einer zukunftsgerichteten Verkehrspolitik, die den motorisierten Individualverkehr ganz aus der Innenstadt verbannen will, hat Rot-Grün die Argumente voll auf seiner Seite. Vor allem, wenn die gegnerische Seite im Streitgespräch nur von Kostenwahrheit, versteckten Steuern blabbert und mit dem Referendum droht. Darum: Den Bürgerlichen einmal mehr das Parkfeld kampflos und praktisch unentgeltlich überlassen? Sicher nicht. Gut gemacht! Hinstehen. Aushalten. Argumentieren. Durchstehen! Halt auch mal ein bisschen martialisch.

“Körpersprache ist wie gesprochene Sprache. Aber sie kann nicht lügen.“

Samy Molcho