Noch Fragen?
Fragen stellen ist gar nicht so einfach. Auch wenn es immer wieder heisst, es gäbe keine dummen Fragen, will man ja nicht unbedingt gerade der oder diejenige sein, der oder die sie dann auch stellt: die dumme Frage. Hallo Druck!
Wir leben mit einem inneren Zensor, der relativ rasch zur Stelle ist und uns nicht selten mehr oder weniger sachte darauf hinweisen will, dass diese Frage noch nicht ausgereift sei, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt sei oder die Antwort doch eigentlich klar sein müsste. Und so weiter und so fort. Kennen wir alle. Und dann - ist der Zeitpunkt oft wirklich vorbei, die Frage zu stellen. Oder man “chnüblet” so lange an der Frage herum, bis einem die Lust auf mögliche Antworten schlicht vergeht.
Fragen stellen hat viel mit dem Selbstvertrauen zu tun. Und mit dem Vertrauen in die Befragten. Ist mir wirklich egal, was die anderen denken, wenn ich jetzt diese Frage stelle?
Wie gehe ich um mit einer Antwort, die ich nicht verstehe, die mir nicht genügt? Traue ich mich, nachzufragen? Frage ich, bis ich verstehe, worum es geht? Wirklich?
Fragen lieben ergiebige Antworten
Sicher gibt es Fragen, die zu ergiebigen Antworten führen. Und solche, die einem entweder die Antwort schon fast in den Mund legen, sogenannte Suggestivfragen, oder lediglich mit einem “Ja” oder “Nein” beantwortet werden können. Auch das Abfragen ist eine beliebte Technik. Ob mündlich oder schriftlich, Oft werden Befragte schon mit der Frage im Hinblick auf die Antwort in Schranken gewiesen. Es heisst dann etwa, “eine Antwort bitte in drei Worten oder in zwei Sätzen”. Entweder fehlt die Zeit für eine ausführlichere Antwort oder Fragesteller:innen schützen sich vor einer allzu ausufernden Erläuterung.
Fragen, die Räume öffnen, nennt man offene Fragen. Sie eröffnen in der Regel einen längeren Dialog, bei dem tiefergehend erforscht werden soll, wie Fragende und Befragte zu einem Thema stehen. Er baut auf Wertschätzung. Hier erschliessen sich neue Fragen aus bereits gegebenen Antworten. Es entwickelt sich ein Frage-Antwort-Spiel, das vor allem in mündlicher Form stattfindet, jedoch auch in einem Chat virtuell funktionieren kann. Dies könnte auch als konstruktiver Dialog bezeichnet werden. Konstruktiv im Sinne von “aufbauend”, Dialog im Sinne von einem “Zwiegespräch”.
Warum ich mir gerade diese Gedanken mache? Und es noch aufschreibe. Als Blog. Ich habe mir vorgenommen, in Zukunft öfters spontan Herausforderungen, die mich gerade beschäftigen, in einem Sprint zu beschreiben. Ein paar Hintergründe auszuleuchten, eine Mini-Reflexion on the Job quasi.
Worum es gerade geht?
Natürlich - um das Stellen von “guten” Fragen. Wir haben uns in der Effinger-Community, Corona geschuldet, etwas aus den Augen verloren. Aufgrund der Pandemie waren wir letztes Jahr gezwungen, unser Betriebsmodell zu verändern, neue Wege der Bewirtschaftung zu entwickeln und sofort ins Handeln zu kommen. Auch unsere organisatorischen Abläufe haben wir angepasst und einige Effianer haben wichtige Aufgaben und Rollen verlassen. Seit einem halben Jahr funktionieren wir nun in diesem neuen System. In einem Blog Kollektive Klarheit ermöglicht transparente Führung haben wir vom Circle eine Einschätzung gemacht. Doch wie empfinden die Mitglieder, die Effianer:innen die momentane Situation, wie erleben sie die Entwicklungen, woran müsste in Zukunft auch noch gedacht werden?
Mit einigen gezielten Fragen wollen wir nun die Communitymitglieder auf unserer Kommunikationsplattform Slack direkt anschreiben, Die Fragen sollen unkompliziert und verständlich formuliert sein und dazu anregen, in einigen Sätzen Einblick zu geben in die persönliche Haltung gegenüber dem Effinger und zum Engagement in der Zukunft.
Folgende Fragen sind schliesslich im Verlauf der letzten Woche zusammen gekommen und an die Mitglieder gelangt:
1 Befindlichkeit:
Wie geht es dir? Magst du näher beschreiben, wie du dich in der momentanen Situation fühlst? Hat deine Situation kurzfristig Auswirkungen auf dein Mitwirken im Effinger?
2 Bedeutung des Effingers:
Uns bedeutet der Effinger viel! Was bedeutet er dir? Worauf legst du besonderen Wert? Worauf müssten wir in Zukunft (vermehrt) achten?
3 Soziokratische Organisation:
Welcher Teil des Ganzen bist du? Wirkst du mit als Communitymitglied oder als Effianer:in?
Für Effianer:innen: Welche Rolle hast du inne? Welche Aufgabe(n) hast du übernommen? In welchem Circle bist du aktiv? Bist du erst kürzlich dazu gekommen und noch auf der Suche nach einer Aufgabe?
4 Commitment:
Können wir weiterhin mit dir rechnen? Möchtest du dich intensiver eingeben? Eventuell Effianer:in werden? Was möchtest du uns sonst noch sagen?
5 Ideensammlung:
Einige Coworker und Colearner sind regelmässig vor Ort. Die Terrasse der Kaffeebar ist wieder geöffnet. Mit den Schritten der Öffnung wollen wir uns auch als Community wieder öffnen. Auch physische Treffpunkte schaffen. Das Community Fyrabebier ist lanciert, ein CoKulturSamstag ist angedacht und in Abklärung.
Was, denkst du, könnte unsere Community beleben und uns einander wieder näher bringen?
Nun warten wir gespannt auf die ersten Antworten.